Berliner Grundwasser – multiresistente Keime und Medikamente


Von bz-berlin.de 

Ganz schön krank! Fast jeder zweite Berliner kippt seine alten Medikamente ins WC. Rückstände in nennenswerter Konzentration kommen zum Glück nur im Wasserwerk Tegel an, wie aus einer parlamentarischen Anfrage der Grünen hervorgeht.

Aber warum ausgerechnet Tegel? Über den Nordgraben landet der Auslauf vom Klärwerk Schönerlinde im Tegeler See. Die Stoffe dringen ins Grundwasser vor und werden über Brunnen wieder gefördert. „Nirgendwo in Berlin haben wir so einen engen Kreislauf“, sagt Stephan Natz, Sprecher der Wasserbetriebe.

Was entdeckt wurde? Vor allem Rückstände von Blutdruckmitteln und Schmerztabletten. Um die Rückstände zu schrumpfen, beginnt in Schönerlinde (Pankow) noch in diesem Jahr der Ausbau einer vierten Reinigungsstufe – letzte Arznei-Spuren sollen durch Ozon- und Aktivkohle-Behandlung getilgt werden.

Gefahr durch resistente Keime

„Arzneimittel gehören nicht ins Abwasser, sondern durch fachgerechte Rücknahme in den Sondermüll“, sagt Gesundheitsexpertin Catherina Pieroth (51, Grüne). „Gesundheitssenatorin Kolat muss gemeinsam mit den Berliner Apotheken eine Kampagne starten. Wer etwas verkauft, muss auch auf die Rücknahme hinweisen.“

Horrornachrichten gab es im Februar auch zu multiresistenten Erregern in niedersächsischen Gewässern. Sie sind mit den üblichen Antibiotika kaum noch zu bekämpfen. Und in Berlin? „Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass im Einzelfall antibiotika-resistente Mikroorganismen im Trinkwasser vorhanden sind. Hierzu gibt es bislang keine systematischen Untersuchungen“, antworteten die Wasserbetriebe den Grünen-Politikern. Das fordert aber Umweltexperte Georg Kössler (33) ein: „Die bestehenden Untersuchungen müssen intensiviert werden, damit wir Sicherheit bekommen.“

In der aktuellen Fassung der Trinkwasserverordnung sei das aber rechtlich nicht vorgeschrieben, heißt es bei den Wasserbetrieben. Man gehe davon aus, dass Krankheitserreger aus Gewässern beim monatelangen Versickern ins Grundwasser und bei der Trinkwasseraufbereitung wirksam entfernt werden.

 

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